Welche Olympia-Chancen haben Dresdner Volleyballer?

Allgemein | 31.05.2024

Das ist auch ein großer Erfolg für die Arbeit des VC Dresden. Gleich drei Männer, die beim VC Dresden ihre sportliche Karriere begannen, haben zuletzt eine Einladung zum Lehrgang der Männer-Nationalmannschaft im Olympischen Trainingszentrum in Kienbaum bei Berlin bekommen. Die meisten waren überrascht. Nur wenige Experten haben das vorausgesagt.

Dass Lukas Maase dazugehören würde, war am ehesten erwartet worden. Der 25-Jährige durchlief alle Jugendmannschaften des VC Dresden und spielte bis 2017 für das Männerteam in der 2. Bundesliga. In der vergangenen Saison gehörte er zu einem Team aus Paris in der dortigen 1. Liga. Kommende Saison wechselt er zu Chaumont Volley-Ball 52, einem anderen Spitzenteam aus Frankreich. Im Dress der Männernationalmannschaft hat er schon 40 Spiele auf dem Konto. Bei dem Lehrgang traf Maase auf zwei andere Spieler vom VC Dresden – Sebastian Rösler und Arthur Wehner.

Für Rösler war kam der Anruf vom Co-Trainer der Nationalmannschaft, Thomas “Bob” Ranner, völlig aus der Kalten. “Klar, war ich überrascht. Aber ich habe auch sofort zugesagt. Das ist doch eine super Ehre”, sagt der 23-Jährige. Rösler begann einst in Dippoldiswalde mit dem Volleyballspielen und kam mit 13 Jahren ins Jugendleistungszentrum des VC nach Dresden. Bis 2021 war er im Dresdner Männerteam in der 2. Bundesliga. Dann wurde Erstligist Haching auf ihn aufmerksam und verpflichtete ihn. Letzte Saison spielte er für Bitterfeld in der 1. Liga. Mit seiner Größe von 1,97 Meter gehört er auf seiner Position im Mittelblock zu den eher kleineren Spielern. Zum Vergleich: Maase misst 2,12 Meter. Doch Rösler ist das Paradebeispiel dafür, was man mit Willem und Trainingseifer erreichen kann. “Die Konkurrenz ist groß und es war echt anstrengend, aber hat großen Spaß gemacht. Das Team ist einfach Klasse!”, sagt Rösler.

Offenbar hat er auch die Trainer überzeugt. Er erhielt eine weitere Einladung für den B-Kader. Insgesamt haben die Trainer 30 Spieler in Kienbaum gesehen.

Für die Experten nicht ganz so überraschend war, dass auch der erst 18-jährige Arthur Wehner eingeladen war. Der trainiert zwar seit zwei Jahren am Olympiastützpunkt in Berlin und war für den VC Olympia in der 2. Bundesliga der Männer im Einsatz. Für den VC Dresden hat er noch ein Doppelspielrecht und sorgte auf ungewohnter Position mit dafür, dass das Team des VC Dresden den 3. Platz bei der Deutschen Meisterschaft der unter 20-Jährigen holte.

Wehner gilt als eines der größten Talente Deutschlands auf der Zuspielposition. “Natürlich ist das eine große Ehre für mich, zu dem Lehrgang eingeladen worden zu sein”, sagt er. Sollte er weiter so zielstrebig seine sportlichen Ziele verfolgen, dürfte das nicht die letzte Einladung gewesen sein. In der kommenden Saison wird Wehner aller Voraussicht nach zum Erstligaprojekt des VC Olympia Berlin gehören. Dann kann er sich mit den ganz Starken im deutschen Volleyball messen, etwa den Spielern der Recycling Volleys Berlin oder den internationalen Stars in Friedrichshafen.

Olympia fest im Blick

Die Lehrgänge waren Teil der Olympia-Vorbereitung der Deutschen. Bekanntlich haben sich die Männer im Qualifikations-Turnier in Brasilien mit einer grandiosen Leistung über das gesamte Turnier für die Olympischen Spiele in diesem Sommer in Paris qualifiziert – als eine der wenigen deutschen Mannschaftssportarten.

“Dafür werde ich alles tun, um dabei zu sein. Das ist das große Ziel”, sagt Lukas Maase. Er gehörte auch zum 12-köpfigen Aufgebot, das vor wenigen Tagen im Rahmen der Nations-League für Deutschland in Brasilien im Einsatz war und zum Stammteam gehörte. Während andere Teams dort noch um die Qualifikation kämpfen mussten, hat Deutschland schon einiges probieren können. Mit einem Sieg aus vier Spielen ist noch Luft nach oben.

Mit Tobias Krick, Florian Krage, Anton Brehme und Lukas Maase hat Deutschland aktuell vier Mittelblocker, die auf hohem internationalen Niveau spielen. Noch ist unklar, ob sich die Trainer dafür entscheiden, vier Mittelblocker im Kader mitzunehmen oder nur drei und dafür einen mehr auf einer anderen Position. Bei Letzterem dürfte es dann auf die aktuelle Form oder andere Kleinigkeiten ankommen. “Ich werde mein Bestes geben. Dann wird man sehen, wie sich die Trainer entscheiden”, sagt Maase. Olympia hat er fest im Blick.

In Kienbaum hat er zum ersten Mal Arthur Wehner erlebt. Auch wenn sie beide vom VC Dresden stammen, war der Altersunterschied zu groß, um in der Jugend gegenseitig den sportlichen Weg zu verfolgen. “Ich bin sofort Fan von Arthur! Er kann mehrere Positionen spielen und bewegt sich für seine Größe außerordentlich gut”, sagt Maase.

Wehner ist 2,03 Meter groß. Beim VC Olympia hat er schon Spiele als Diagonalangreifer in der Männer-Bundesliga bestritten. Bei der U20-DM hat er im Team des VC Dresden sogar Annahme/Außen gespielt. Nicht zu vergessen, dass Arthur aktueller Deutscher Meister mit seinem Teampartner im Beach der unter 20-Jährigen ist. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben, dass zwei exponierter Hallenspieler die Spezialisten im Sand in dieser Altersklasse bezwingen konnten.

Beim Thema Olympia in Paris winkt Arthur freundlich lächelnd ab. Um auf dieses hohe internationale Niveau zu kommen, braucht er noch mehr Erfahrung, als er bereits in vielen Spielen in der deutschen Nachwuchsauswahl gesammelt hat. 2028 finden die Olympischen Spiele in Los Angeles statt. Auf dem Weg dorthin sei ihm Glück und Gesundheit gewünscht. Die Dresdner wären sehr stolz.

Auch Sebastian Rösler verschwendet keine weitere Energie damit, von Olympia in Paris zu träumen. Er kann seine Leistung gut einschätzen und weiß, woran er weiter arbeiten muss. Im Service hat er sich schon stark verbessert. In der abgelaufenen Erstligasaison gehörte er zu den Top 10 mit der besten Aufschlagquote! Mit seinen 36 Blockpunkten landete er in dieser Kategorie auf Platz 8 im Ranking. Das hätten vor wenigen Jahren nur wenige gedacht. “Aber Olympia wird schwierig”, sagt Rösler mit einem Augenzwinkern angesichts der großen Konkurrenz auf der Position in Deutschland. (gk)

Im Foto: Sebastian Rösler (l.), Lukas Maase, Arthur Wehner (r.)

Foto: privat