Drei 5. Plätze – Wut, Trauer und Freude
Das war eine ungewöhnliche Deutsche Meisterschaft der unter 20-Jährigen im Beach. Nicht nur der Ausgang war überraschend, weil es keine Medaille für Sachsen gab, die durchaus drin war. Über die Austragungsorte wurde auch viel gesprochen. Aber dazu später mehr.
Acht Stunden Wartezeit
Sachsen war mit drei Teams am Start. Allen voran die Silber-Medaillen-Gewinner aus dem Vorjahr Sebastian Rösler (VC Dresden) und Lorenz Deutloff (L.E. Volleys). Sie gewannen ihre beiden Vorrunden-Spiele sicher mit 2:0. Allerdings wurde das zweite Spiel vom Freitagabend, als es tropisch heiß war, auf den Sonnabendmorgen verschoben. Statt ausschlafen war Frühsport angesagt. Im dabei einsetzenden Regen setzten sie sich trotzdem durch. Problematisch war allerdings, dass nach ihrem 9-Uhr-Spiel eine achtstündige Pause folgte, in der sich die beiden auf ihr wichtiges Viertelfinale fokussieren mussten.
Dort trafen sie auf stärkere Gegner als erwartet. Sie mussten das konditionell extrem gute Duo Salimi/Bils niederringen. Das gelang nur im ersten Satz in der Verlängerung. Die war auch im zweiten erforderlich. Ging aber an die Düsseldorfer. Davon beflügelt, gewannen diese dann auch noch den Kraftakt im Tiebreak. Gegen die Schlaghärte des vergleichsweise kleinen Angreifers aus Düsseldorf fanden die Sachsen kein geeignetes Mittel. Weitere Platzierungen wurden von den Viertelfinal-Verlierern nicht ausgespielt. Dieser eine verlorene Tiebreak war damit das Turnier-Aus und Platz 5. Das war eine bittere Enttäuschung für Sebastian und Lorenz. Sie waren mit den meisten Ranglisten-Punkten angereist, wurden ganz oben in der Setzliste geführt und wollten Gold holen. Nun standen sie mit leeren Händen da und reisten frühzeitig ab. Das ist in sofern besonders bitter, weil es ihre letzte Nachwuchs-Meisterschaft war. Nun müssen sie sich weiter im Männer-Bereich behaupten.
Zweitjüngstes Team brilliert fünf Sätze
Einen 5. Platz erreichten auch Karl-Lennart Klehm und Till Sittner (beide VC Dresden). Das ist durchaus überraschend. Zum einen haben beide zuvor noch nie ein Turnier zusammen gespielt. Zum anderen bildeten sie das zweitjüngste Team bei dieser Meisterschaft. Till ist mit 18 Jahren noch in der U19 spielberechtigt gewesen. Der noch ein Jahr jüngere Karl-Lennart sogar noch in der U18!
In der Vorrunde kam es gleich zum Sachsen-Duell mit Philipp Huster (L.E. Volleys) und Mika Püschmann (VC Dresden). Alle vier kennen sich gut. Sie hatten sich zusammen in Dresden auf die Meisterschaft vorbereitet. Als es nun galt, die beste Leistung abzurufen, hatten die Jüngeren die Nase vorn. Mika nutzte zu wenige, der sich ihm bietenden Chancen, zu punkten.
Spektakulär wurde es dann im zweiten Spiel auf dem Marktplatz. Als krasse Außenseiter dominierten Klehm/Sittner beinahe ihre Gruppengegner Bils/Salimi, eben genau jenes Duo, das danach Rösler/Deutloff aus dem Turnier warf. Dass Till und Karl-Lennart mit zwei glatten 2:0-Siegen ins Viertelfinale vordringen würden, hatten nur die wenigsten auf dem Schirm. Entsprechend groß war die Freude der beiden und der mitgereisten Dresdner.
Der Start des Viertelfinals ging dann zwar gleich mal mit 0:3 nach hinten los. Doch kam das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten zurück und die Dominanz war beim 21:12 erneut enorm. Das Duo brillierte nun schon den fünften gespielten Satz im Turnier. Eine kleine Sensation bahnte sich an.
Was dann im zweiten Satz nach dem ersten Wechsel beim Stand von 3:4 passierte, ist kaum zu erklären. Plötzlich klappte die Annahme bei Karl-Lennart nicht mehr. Das nutzten die cleveren Kontrahenten gnadenlos aus. Die beiden Dresdner, die nur einen noch jüngeren Betreuer dabei hatten, fanden keinen geeigneten Weg aus dieser Situation. Fassungslos mussten die extra angereisten Eltern, Verwandten und Freunde von außen mit ansehen, wie das Schicksal seinen Lauf nahm. Da halfen auch alle Anfeuerungsrufe nichts mehr. In einigen Tagen werden die Sportler realisieren, was sie mit ihrem 5. Platz bei einer U20-DM vollbracht haben. Doch erstmal überwog die Trauer darüber, das sogar noch viel mehr drin war.
Ein Quäntchen fehlte
Das gilt auch für Mika Püschmann und Philipp Huster. Ihr entscheidendes zweites Gruppenspiel gewannen sie nervenstark im Tiebreak. Auch das folgende Achtelfinale mussten sie nach dem Verlust des ersten Satzes drehen. Das gelang erneut. Im Viertelfinale hatten sie dann die späteren Meister, Heldt/Lübbert, vor der Brust. Zwar sah es kurz fast so aus, als könnten sie ein drittes Mal ein Spiel drehen. Doch dazu waren die erfahrenen Gegner zu abgeklärt. Mit 19:21 ging auch der zweite Satz knapp verloren. So war auch für das dritte Sachsen-Team im Viertelfinale Schluss. Ein guter 5. Platz tröstet da wenig, wenn man weiß, dass nur ein Quäntchen am großen Erfolg fehlte.
Gera bleibt gelassen
Auch das Event an sich auf dem Marktplatz in Gera erstaunte zunächst viele Besucher. Nur ab und an sah man jemandem mit einer Mund-Nasen-Bedeckung. Angesichts der niedrigen Infektionszahlen hat Thüringen offensichtlich nur wenige Corona-Auflagen erteilt. Für viele war das wohltuend, andere waren irritiert. Von einer Infektion im Zusammenhang mit der Veransatltung ist bislang nichts bekannt. Allerdings blieb die Besucherzahl anfangs auch etwas hinter denen der Hochzeiten am benachbarten Standesamt von Gera zurück, dessen Eingang sich unmittelbar neben einem der Beach-Plätze befand.
Diese waren zwar gut präpariert. Doch hatten sie extreme Schräglage, was am schiefen Untergrund lag. Die Bedingungen waren zwar für alle gleich, doch nicht jeder kam damit zurecht. Für die drei Viertelfinal-Niederlagen der Sachsen-Teams kann das aber keine Ausrede sein. Denn die liefen auf den Plätzen der Sportanlage im Plattenbauviertel Gera-Lusan ab. Auf dem Marktplatz spielten parallel die jungen Frauen.
Bis auf die Anzeige der Spielstände waren auf der Anlage in Lusan die Bedingungen sehr gut. Ohnehin waren alle Spieler den Veranstaltern dankbar, weil sie überhaupt spielen durften. Die Durchführung der Meisterschaften der U17 (Velten) und U15 (Dachau) hatten die Veranstalter-Städte zuvor kurzfristig mit entsprechenden Auflagen unmöglich gemacht.
Gunnar Klehm
Hier die kompletten Ergebnisse: