VCD-Spätzünder startet jetzt international durch

Allgemein | 16.06.2020

Mit offenen Armen hat der VC Dresden seinen verlorenen Sohn Lukas Maase aufgenommen. Inmitten der Männer des Drittligisten schlägt er in der Sporthalle an der Bürgerwiese Bälle auf. Es ist seit Langem das erste gemeinsame Training der Mannschaft nach der Corona-bedingten Pause. Die Heimspielstätte des VCD hatte die Stadt Dresden geschlossen gehalten.

Doch es ist nur ein kurzes Intermezzo von Lukas Maase in Dresden. Der 21-Jährige spielt inzwischen zwei Ligen höher und gehört zum erweiterten Kreis der A-Nationalmannschaft. Am 24. Juni 2019 stand er zum ersten Mal in einem Länderspiel auf dem Feld. In der Nations League wurde knapp gegen Bulgarien mit 2:3 verloren.
In diesem Sommer wechselte der 2,12 Meter große Athlet innerhalb der 1. Bundesliga von der SWG Powervolleys Düren zum Rekordmeister VfB Friedrichshafen. Bis er dort in den nächsten Wochen seinen Vertrag antritt, hält er sich bei seinem Jugendverein in Dresden fit. Dort hatte er als Achtjähriger mit dem Volleyballspielen begonnen und blieb bis 2017.
Im Interview berichtet er über einen erstaunlichen Wechsel, seine Bindungen an Dresden und seine sportlichen Ziele.

Lukas, was führt Dich aktuell nach Dresden?
In Düren hatte ich nach meinem Wechsel zu Friedrichshafen und dem Abbruch der Saison meine Wohnung aufgegeben und wohne nun wieder bei meinen Eltern in Dresden, bis ich nach Friedrichshafen umziehe.

War es schwierig, hier trotz Corona-Beschränkungen trainieren zu können?
Das ist das Gute gewesen, dass Sachsen es möglich gemacht hat, dass Bundes-Kader in kleinen Gruppen weiter trainieren können. Die guten Bedingungen am Sportgymnasium kenne ich ja noch aus meiner Zeit, als ich dort zur Schule gegangen bin.

Hattest Du da die Halle für Dich allein?
Nein, ich habe dort mit den beiden U18-Nationalkadern des VC Dresden, Karl-Lennart Klehm und Felix Hemmer, trainiert. Das ist zwar nicht das Gleiche, wie normales Training, aber viel besser als allein. Mit Niklas Peisl und Marco Donat stehen zudem zwei erfahrene Bundesliga-Trainer an unserer Seite. Jetzt trainieren wir ja wieder als Männer in größeren Gruppen.

Welche Bindungen hast Du noch an den VC Dresden?
Sehr viele. Ich werde bei jedem Besuch mit offenen Armen empfangen. Mit Paul Schneider aus dem aktuellen Drittliga-Team bin ich immer befreundet geblieben. Niklas Peisl und Sportdirektor Sven Dörendahl haben mir viel mit auf meinen sportlichen Weg gegeben. Bei Sven habe ich zuletzt sogar beim Umzug mitgeholfen.

Du wechselst jetzt nicht nur den Verein, sondern auch die Position vom Mittelblock auf Diagonal. Ist das nicht ein bisschen spät mit 21 Jahren?
Nein, das geht noch. Zumal ich ja ein Spätentwickler bin.
Wie meinst Du das? Also in den Jugendmannschaften war ich eigentlich so gut wie nie erste Wahl, wurde höchstens mal eingewechselt. Erst in der U18 ging es richtig vorwärts mit meinen Leistungen.

Wie kamst Du darauf, noch mal die Position zu wechseln?
Das habe ich wahrscheinlich Stelian Moculescu zu verdanken, einen der besten Trainer der Welt. Er war bei dem Trainings-Lehrgang der B-Nationalmannschaft dabei, zu dem ich eingeladen war. Er hat die komplette Zeit mit mir als Diagonal gearbeitet. Das hat mir total viel Spaß gemacht und ihm offenbar auch. Er hat das dann National-Trainer Andrea Giani vorgeschlagen, der das dann auch mal in einem Lehrgang mit mir ausprobiert hat. Giani hatte mir dann auch empfohlen, die Position noch mal zu wechseln. Wenn das solche Experten sagen, kann ich ja gar nicht mehr anders. (Er lacht.)

Bei Deinem ersten Länderspiel für Deutschland, standest Du zusammen mit Simon Hirsch auf dem Feld, der auch beim VCD mit dem Volleyballspielen angefangen hat. Spricht das für die hervorragende Jugendarbeit?
Zweifellos. Auch wenn ich gesagt habe, dass ich anfangs nicht zu den Top-Talenten gehört habe, so hatte ich aber mit dem VCD trotzdem die Chance, unheimlich viele Turniere schon in jungen Jahren zu spielen. Das Training war manchmal hart, aber es haben immer alle an mich geglaubt. Jetzt bin ich mir sicher, dass jeder zu 80 Prozent im Kopf entscheidet, wo er sportlich mal hinkommt.

Sind das auch Deine Erfahrungen aus der 1. Bundesliga?
Absolut. Da wird bei jedem Training nach jedem Ball gehechtet. Natürlich haben wir auch vor und nach dem Training unseren Spaß miteinander. Aber in den zwei Stunden in der Halle geht es nur um Volleyball. Da mault auch keiner rum, denn es gibt keine sinnlosen Übungen. Alle haben einen Sinn und bringen was, auch wenn man das nicht immer gleich sieht.

Du bist jetzt in der A-Nationalmannschaft angekommen. Mit dem VfB kannst Du jetzt in internationalen Wettbewerben spielen. Was hast Du noch für persönliche Ziele?
Das kann ich gar nicht auf ein bestimmtes Ereignis festmachen. Eigentlich gibt es keine Grenzen nach oben. Ich will immer besser werden oder würde sogar sagen, der Allerbeste werden, wenn das nicht so negativ besetzt wäre.

Vielen Dank für diese interessanten Einblicke und viel Erfolg weiterhin! (gk)

A-Nationalspieler Lukas Maase (vorn) und Jugend-Nationalspieler Karl-Lennart Klehm bei einer Pause vom Krafttraining. Foto: gk