Mit Marco Donat im Gespräch

2. Bundesliga | 15.05.2017

Drei Wochen nach Ende der Zweitliga-Saison 2016/17  führten wir mit Trainer Marco Donat das folgende Gespräch.

Deine warnenden Worte, dass Ihr gegen den Abstieg spielt, haben sich leider bewahrheitet. Ihr seid nach einer Saison mit 24 Spielen wegen eines einzigen fehlenden Gewinnsatzes abgestiegen. Hast Du in Deiner Spieler- und Trainerkarriere schon einmal eine solch enge Entscheidung bezüglich Meisterschaft oder Abstieg erlebt?
So krass noch nicht. Wir waren ja nur einen Wimpernschlag hinter Leipzig. Das ist auch ein Novum für mich.

Wie fällt Deine Saisonbewertung für Dein Team aus?
Mit dem Saisonausgang bin ich natürlich nicht zufrieden, denn unser Saisonziel Klassenerhalt haben wir nicht erreicht. Dennoch gibt es sehr viele positive Aspekte. So bin ich z. B. mit der sportlichen Entwicklung einiger Spieler sehr zufrieden. Abgesehen von dem Endergebnis bewerte ich die Saison positiv.  Ich fühle mich hier beim VC sehr wohl und spüre die große Unterstützung durch den Verein. Diese Aufgabe hat auch mich persönlich weiter gebracht, denn mit einer solch jungen Mannschaft zu arbeiten, war auch für mich neu. Die Saison war spannend, da in der jungen Mannschaft großes Potenzial steckt. In Hinblick auf die neue Saison haben Sven und ich Strukturen um die Mannschaft weiter entwickelt. So werden wir den Trainingsumfang intensivieren und durchgängig viermal die Woche trainieren, unabhängig davon, ob wir in der 2. oder 3. Liga spielen.

Welche Spiele haben sich bei Dir nachhaltig eingeprägt, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn?
Im positiven Sinn natürlich unser Spiel gegen Delitzsch vor einer großen, begeisterten Zuschauerkulisse, die uns großartig unterstützt hat. Im negativen Sinn unser letztes Punktspiel in Fellbach, vor allem, wie wir tatenlos am Liveticker das Spiel in Leipzig (L.E. Volleys vs. Freiburg) verfolgen und anschließend im Spielprotokoll noch die überraschenden Spielerwechsel bei Freiburg feststellten mussten.
Um nicht falsch verstanden zu werden, muss ich aber auch sagen, dass wir allein für unseren Abstieg verantwortlich sind. Unsere Leistungen über die Saison hinweg waren sehr schwankend. Wir konnten nicht immer dem Gegner unser Spiel aufzwingen. Das ist allerdings bei solch einer jungen Mannschaft wie der unseren normal, zumal wir mit Paul Schneider, Lukas Maase, Richard Peemüller und Hannes Fogut in der Regel fast ständig vier Jugendspieler auf dem Feld hatten. Das passiert bei gestandenen Truppen wie z. B. Delitzsch nicht in dieser Form.

Wo habt Ihr Euch im Laufe der Saison besonders entwickelt?
Wir haben besonders unser Block/Abwehr-Verhalten deutlich verbessert.

Für mich waren Defizite in der Annahme einer der Gründe für Eure Endplatzierung. Krasses Beispiel war die 2:3-Heimniederlage gegen Mainz nach 2:0-Satzführung. Inwieweit hat dabei der verletzungsbedingte Ausfall von Martin Kroß als AA eine Rolle gespielt?
Sein Ausfall infolge einer Schulteroperation hat bei uns eine große Lücke gerissen. Mit seinem volleyballerischen Können und seiner Erfahrung war er eine wichtige Stütze unserer jungen Mannschaft. Er war als Stammspieler komplett eingeplant. Um diese Lücke halbwegs zu schließen, mussten die jungen Spieler praktisch sofort „ins kalte Wasser springen“. Das betraf insbesondere Paul Schneider. Ursprünglich wollte ich eigentlich unsere Jugendspieler auf dieser wichtigen Position vorsichtig und systematisch an diese Aufgabe heranführen. Es ist normal, dass die Leistungen der jungen Spieler manchmal auch innerhalb eines Spieles zwischen sehr gut und schlecht pendeln. Junge Spieler brauchen einfach ihre Zeit, um ständig auf hohem Niveau stabil zu spielen. Diese muss man ihnen auch gewähren.

Warst Du mit der Zuschauerresonanz bei Euren Heimspielen zufrieden?
Ich bin sehr froh über die große Zuschauerresonanz bei unseren Heimspielen. Gerade die jungen Spieler brauchen die Unterstützung der Zuschauer.  

Mit welcher Zielstellung gehst Du in die neue Drittliga-Saison?
Natürlich wollen wir den sofortigen Wiederaufstieg. Das wird aber kein Selbstläufer, denn z. B. Gotha will unbedingt zurück in die 2. Bundesliga. In Gotha wird jetzt schon kräftig in neues Personal investiert, um das Ziel zu erreichen.

Kannst Du schon etwas zum neuen Kader sagen? Gibt es schon feste Zu- oder Absagen?
Sven führt in Abstimmung mit mir derzeit dazu die Gespräche mit den Spielern, aber wir wollen erst mit allen Spielern gesprochen haben, ehe wir damit in die Öffentlichkeit treten.

Für Dich und einen großen Teil Deiner Mannschaft ist die Saison 2016/17 noch nicht ganz zu Ende. Ihr habt Euch für die Deutsche Jugendmeisterschaft U 20 qualifiziert. Mit welchen Erwartungen fahrt Ihr am 3./4. Juni nach Unterhaching?
Ich kenne die Gegner nicht wirklich, um eine gute Prognose abgeben zu können. Dazu ist Niklas Peisl, der mit mir die Mannschaft betreut, aufgrund seiner langjährigen Erfahrung im Jugendbereich sicher besser in der Lage. Im Gegensatz zu manchem Konkurrenten treten wir mit einer reinen Vereinsmannschaft an.  Fakt ist, wir haben eine gute Mitteldeutsche Meisterschaft gespielt und wollen bei der DM vorn mitspielen. Wenn wir 100 % unserer Leistung abrufen können, ist alles möglich.

Vielen Dank für das Gespräch. Ich drücke Euch für die U 20-DM die Daumen und freue mich schon auf die nächste Saison mit Euch.

Das Gespräch führte Rolf Hiecke.