Bundesliga-Team lässt wichtige Punkte liegen
Da war wesentlich mehr drin. Am Ende verliert Dentalservice Gust VC Dresden in der 2. Volleyball-Bundesliga zu Hause mit 1:3 gegen TSV Mühldorf (23:25, 27:25, 21:25, 20:25). Das ist die sechste Niederlage in Folge gegen diesen Gegner. Warum das dieses Mal der Fall war, dafür hatte kurz nach dem Spiel kaum jemand eine Erklärung.
Auf starke Break-Punkte folgten Float-Aufschläge ins Aus oder ins Netz. Damit war die eigene Stärke im Blockspiel wirkungslos und das Team konnte nie in den Flow kommen. Mit neun Aufschlagfehlern, zwei eigenen Netzfehlern sowie zwei Angriffen ins Aus wurde es den Gästen zu leicht gemacht. Juro Petrusic schlug in der Crunchtime ein Ass. Der Satzball geht mit einem Zuspieler-Trick zugunsten von Mühldorf aus. Das war der Unterschied in diesem gesamten Spiel, dass Mühldorf in den entscheidenden Phasen viel stabiler agiert hat.
Nervosität und zwei Rote Karten
Im zweiten Satz gab es ein Aufbäumen. Die Fehlerquote auf Dresdner Seite wurde erheblich reduziert. Die Moral der Mühldorfer ließ sich aber durch nichts erschüttern. Knapp ging der zweite Satz zugunsten der Dresdner aus. Es entwickelte sich ein gutklassiges Spiel. Am Ende war dennoch etwas Glück nötig, dass ein Angriff der Mühldorfer zum Satzgewinn knapp ins Aus ging.
Der Schwung wurde gut in den dritten Satz mitgenommen. Bis zur zwischenzeitlichen Führung von 12:8 hatte Dresden Oberwasser. Die Moderatoren im Livestream mahnten da schon an, nicht übermütig zu werden. Promt verlor das Team den Faden. Die Angreifer kamen über außen nicht mehr durch, die Mitte bekam kaum noch ein Zuspiel und Petrusic lief zu Hochform auf. Der Dresdner Block bekam kaum noch eine Hand an den Ball. Dennoch hielt sich Dresden bis zum 19:20 im Spiel. Die enorme Nervosität wurde deutlich, als ein vermeintlich einfacher Tipp-Ball unberührt ins Dresdner Feld fiel. In der Folge entspann sich eine Fehler-Kette, an deren Ende eine völlig überflüssige Rote Karte an Christian Heymann wegen anhaltendem Reklamieren beim Schiedsrichter ging. Leider sollte sich eine ähnliche Aktion wiederholen.
Der dritte Satz war weg, aber weiter alles offen. Zum Anfang des vierten Satzes kamen aber bei Dresden die Aufschläge wieder. Martin Merkel hatte ganz starke Aktionen in Annahme und Abwehr. Dresden war schon bei eigener 16:10-Führung auf dem Weg zu einem sicheren Punktgewinn. Paul Schneider hatte eine fast perfekte Quote im Angriff. Variierte mit Schlägen auf die Linie, in die Diagonale oder mit einem Leger.
Unerklärlicher Bruch
Beim Stand von 17:12 gab es aber erneut einen völlig unerklärlichen Bruch im bis dahin guten Bundesliga-Spiel. Eine spektakuläre Rally, die Mühldorf für sich entschied, war der Knackpunkt. Dresden fand keine geeigneten Mittel mehr gegen unermüdlich kämpfende Gegner, die jeden Ball wieder zurück übers Netz brachten, selbst wenn sie schon auf dem Boden waren.
Dass das einem Schiedsrichter mal entgehen kann, ist möglich. Das sollte aber spielentscheidend werden, zumal sich in der Verlängerung dieses Ballwechsels Martin Kroß das Knie verdreht hat und nicht mehr weiterspielen konnte. Dass sich Marc-Leon Vogt dann auch noch eine Rote Karte abholte, ließ Mühldorf nicht nur wieder Morgenluft schnuppern, sondern auf Dresdner Seite gelang nichts mehr. In der Reihenfolge Felix Weishaupt, Paul Schneider, Lukas Klapper und Karl-Lennart Klehm wurden Fehlangriffe produziert.
Mühldorf nahm die drei Punkte dankend an. Die entscheidende Endphase des Spiels ging am Ende des 4. Satzes mit 12:3 für Mühldorf aus. Dentalservice Gust VC Dresden bleibt damit auf dem 10. Tabellenplatz kleben. Mühldorf verbessert sich zwar auch nicht in der Tabelle, verschafft sich aber wieder Luft zu den Abstiegsplätzen.
Zum erwarteten Duell der Erstliga-erfahrenen Liberos zwischen Martin Merkel auf Dresdner Seite und Leonhard Tille auf der anderen kam es zwar nicht, weil der Mühldorfer gar nicht als Libero eingesetzt war. Seiner Mannschaft hat er dennoch enorm geholfen. Als Beispiele seien nur seine Aufschlagserie im vierten Satz, ein Einer-Block oder sein sensationeller Bagger-Hecht in der Abwehr genannt, der zur perfekten Vorlage für einen Angriffspunkt durch Juro Petrusic wurde. Tille erhielt auch die Goldene MVP-Medaille. Auf Dresdner Seite ging die Silberne Plakette an Lukas Klapper.
Ausfall war nicht zu kompensieren
“Dresden hat sich selbst um den Lohn der Arbeit gebracht. Die drei Punkte nehmen wir gern mit. Die Zuschauer haben ein gutes Spiel gesehen. Ich bin davon überzeugt, dass Dresden in der 2. Bundesliga mehr als nur mithalten kann und noch die nötigen Punkte holen wird”, sagte Mühldorfs Trainer Heiko Roth.
“Das Spiel haben wir heute im Kopf verloren”, sagt VCD-Trainer Niklas Peisl. Wie solche Aussetzer in Zukunft abgestellt werden können, das sei allerdings nicht so leicht zu beantworten. “Wir dürfen uns von außen einfach nicht so beeinflussen lassen”, sagt er. Die Mentalität dürfte der entscheidende Fakt für die beeindruckende Siegesserie der Mühldorfer gegen den VC Dresden sein. Noch nie hat eine Mannschaft des VCD in der 2. oder 3. Liga gegen Mühldorf gewonnen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass sich Mühldorf im Februar mit zwei Spielern aus der 1. Bundesliga verstärkt hat (Petrusic und Gehringer).
Der krankheitsbedingte Ausfall des erst 19-jährigen Till Sittner konnte von den etablierten Martin Kroß und Felix Weishaupt nur im ersten Satz und in der Annahme kompensiert werden. Mit Benno Hartung fehlte eine weitere Alternative. So fehlten dem Trainergespann wirkungsvolle Wechseloptionen.
Sachsen-Derby steht an
Die genannten Aussetzer darf sich das Team in der kommenden Woche nicht leisten. Am Sonnabend, 5. März, steht das Sachsenderby in heimischer Halle an. Dann sind die L.E. Volleys aus Leipzig zu Gast. Das ist für die Leipziger (12.) fast schon die letzte Chance, die Dresdner doch noch abzufangen und den 10. Platz zu erobern, der den Klassenerhalt bedeuten würde. (gk)
Gegen Mühldorf spielten für Dentalservice Gust VC Dresden: Christian Heymann, Martin Merkel, Martin Kroß, Lukas Klapper, Paul Schneider, Malte Gilbrich, Florian Rietz, Marc-Leon Vogt, Simon Gilbrich, Karl-Lennart Klehm, Felix Weishaupt.
Fotos: VC Dresden/André Rösler