Dresden nur Sieger der Herzen

2. Bundesliga | 02.11.2021

Dentalservice Gust VC Dresden verliert nach harten Kampf das Sonntagsspiel gegen den neuen Tabellenführer der 2. Bundesliga Süd TV/DJK Hammelburg mit 1:3 (25:19, 22:25, 27:29, 22:25).

So klar, wie das Ergebnis vielleicht aussieht, war es aber bei Weitem nicht, ganz im Gegenteil. Der VCD knüpfte nahtlos an die gute Leistung des Vortages an und gewann den ersten Satz überraschend souverän zu 19, wobei die Hammelburger keinerlei Antwort auf die souveränen Aufschläge und Angriffsbälle des VCD fanden. Auch stimmten in manchen Situation ihre eigenen Zuordnungen nicht , so dass selbst die Gästefans sich verwundert die Augen rieben. Die Gäste ließen zwar immer wieder ihre Klasse im Angriff aufblitzen, doch die Dresdner hielten sehr stabil das eigene Side-Out, also das Aufbauspiel nach der Annahme. Auffällig war auch, dass Lukas Klapper im Service stark verbessert agierte.

Ab dem zweiten Satz entwickelte sich ein sehr spannendes Match, wobei die Führung ständig wechselte. Die Hammelburger zeigten nun, warum sie zurecht am oberen Ende der Tabelle stehen. Bis zum 18:18 hielten die Dresdner in diesem hochklassigen Spiel mit. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen, als besonders lange Rallys zugunsten der Dresdner endeten. Genau in dieser Phase wurde ein vermeintlicher Punkt für den VCD mit Null-Ball vom Schiedsrichter annulliert. Das sollte am Ende noch mal Thema werden. Die Hammelburger nutzten nun jede kleine Nachlässigkeit auf Dresdner Seite und sicherten sich Satz zwei.

Immer wieder Rauber

Das Team um Trainer Niklas Peisl, den man selten so emotional am Spielfeldrand erlebte, hielt aber dagegen. Nun spielte der im Abstiegskampf um jeden Punkt ringende VCD mit den hochfavorisierten Unterfranken auf Augenhöhe. Der dritte Satz brauchte 56 Punkte, um entschieden zu werden. Zwei Satzbälle konnte der VCD nicht verwerten.

Spielentscheidend war in der sogenannten Crunchtime, dass einer der kleinsten Angreifer in der Liga, der 1,87 Meter große Moritz Rauber, immer wieder geschickt den gut stehenden Dresdner Block anspielte. Folgerichtig wurde er am Ende mit der MVP-Medaille geehrt und sorgte für den 27:29-Satzerfolg.

Das Spiel war damit aber längst nicht beendet. Satz vier war genauso umkämpft wie die Sätze zuvor. Das Spiel hätte in jede Richtung kippen können. Beim Stand von 21:19 für Dresden lag sogar eine Überraschung in der Luft. Dass der VCD nur 20 Stunden zuvor ein anstrengendes Match absolvieren musste, war kaum zu merken. Die Hammelburger, die nur dieses Spiel an dem Wochenende bestreiten mussten, hatten noch etwas mehr zum Zusetzen. Zum x-ten Mal war es Rauber, der clever punkten konnte. Hinzu kamen zwei Netzfehler auf Dresdner Seite. So reichte es wieder nicht ganz. Nach dem 22:22 glückte dem VCD kein Punkt mehr.

Bittere Entscheidung

Schade war jedoch, dass der Schiedsrichter von seiner Linie abrückte und bei einer schwierigen Entscheidung nicht mehr mit Null-Ball reagierte, sondern beim alles entscheidenden Matchball den Dresdner Angriffsball Aus gab und kurzerhand das Spiel beendete. Da wurde wieder einmal deutlich, wie schwer es die Schiedsrichter ohne Linienrichter in der 2. Bundesliga haben, in der die Bälle sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen. Hier brauchen die Schiedsrichter eigentlich mehr Unterstützung.

Der alles entscheidende Matchball. Foto: VC Dresden

Für die Gastgeber sehr wohltuend und fair waren die Worte von Hammelburgs Team-Manager Frank Jansen. Der war das letzte Mal vor drei Jahren beim Striezelcup, dem traditionellen internationalen U16-Turnier, in Dresden. “Jetzt sehe ich bei euch mehrere Gesichter von damals in eurer Bundesliga-Mannschaft. Das ist eine tolle Entwicklung. Ihr seid damit so etwas wie ein Vorbild für uns. Auch wir wollen verstärkt auf eigene Talenten setzen, wenn es auch noch etwas kleiner läuft als bei euch”, sagte Jansen.

Dresden zeigt starke Leistung

Die Dresdner Trainer waren mit der sportlichen Leistung “vollkommen zufrieden, auch wenn sich das bei einer Niederlage etwas komisch anhört”, sagt der Sportliche Leiter und Co-Trainer Sven Dörendahl. “Wir sind in ein, zwei Phasen des Spiels etwas fahrig geworden, das hat Hammelburg eiskalt ausgenutzt. Leistungsmäßig war das aber ein Riesensprung von uns zum letzten Doppel-Spielwochenende. Das ist die richtige Richtung, in die die Mannschaft geht”, so Dörendahl.

Neben Rauber auf Hammelburger Seite wurde bei den Dresdnern Angreifer Paul Schneider mit der MVP-Medaille geehrt. Kämpferisch kann man den Dresdner Jungs nichts vorwerfen. Ein Spitzenteam der Liga so arg in Bedrängnis gebracht zu haben, war stark und wurde vom leider nur sehr überschaubaren Publikum mit Stehendem Applaus honoriert. Dresden blieb nur der Sieger der Herzen. Dieses klasse Spiel hätte wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Aber jeder kann ja noch mal in den Stream auf SportDeutschlandTV reinschauen …

Moritz Rauber l.) und Paul Schneider bekamen die MVP-Medaillen. Foto: VC Dresden/Lena Liecke

Nun hofft der VCD, dass Karl-Lennart Klehm, der sich noch im Aufbautraining nach Verletzung befindet, bald wieder ins Mannschaftstraining zurückkehrt und den Trainern weitere Optionen bietet. Für alle heißt es nun wieder fleißig trainieren, bis es am 13. November zum nächsten Punktspiel nach Mühldorf geht – und hoffentlich mit Punkten im Gepäck wieder auf die Rückfahrt.

Text: Tassilo Alpermann/Gunnar Klehm

Foto: VC Dresden/Lena Liecke