Saisonrückblick mit Sven Dörendahl
Die Drittliga-Mannschaft des VC Dresden hat mit großem Vorsprung die Meisterschaft der Saison 2015/16 gewonnen. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte ihr Trainer Sven Dörendahl. Für viele Fans überraschend hat der Coach nun seinen Rücktritt erklärt. Er wird deshalb auch in der nächsten Saison – mit großer Wahrscheinlichkeit dann in der 2. Bundesliga – nicht mehr das Team als verantwortlicher Trainer leiten. Wir führten mit Sven Dörendahl das folgende Gespräch.
Du hast zwei Jahre mit Mannschaften zusammen gearbeitet, die sowohl in der Regionalliga (2013/14) als auch in der Dritten Liga (2015/16) ihren Gegnern klar überlegen waren. Was sind die Gründe dafür, dass Du diesen erfolgreichen Weg nicht fortsetzt?
Ich bin jetzt seit über 5 Jahren beim VC Dresden als Trainer bzw. Spielertrainer tätig und keines dieser Jahre verlief ohne „Turbulenzen“. Entweder haben wir bis zum Schluss der Saison gegen den Abstieg in der betreffenden Liga oder um den Meistertitel gespielt. Hinzu kam das unsägliche Ende in der 1. Bundesliga in der vorletzten Saison und der tägliche Kampf mit den finanziellen Folgen. In dieser Saison habe ich gemerkt, dass ich eine Pause benötige. Die meisten Spieler kenne ich jetzt schon einige Jahre umgedreht. Frischer Wind ist dringend nötig, und da gibt es eine kostspielige und eine nicht so preisintensive Lösung. Entweder man tauscht den Großteil der Mannschaft aus oder eben den Cheftrainer. Da wir zum einen ein junges entwicklungsfähiges Team haben und zudem finanziell sicher nicht auf Rosen gebettet sind, bleibt hier nur der Trainerwechsel als gewinnbringende Maßnahme für das Team.
Bleibst Du mit Deiner Erfahrung dem Verein erhalten? Wenn ja, welche Aufgabe wirst Du begleichen?
Natürlich bleibe ich dem Verein sowohl als Sportlicher Leiter im Vorstand sowie als Individualtrainer erhalten. Das bedeutet, dass ich nach Absprache mit dem neuen Cheftrainer mit kleineren Gruppen wenigstens einmal in der Woche in der Halle stehen und positionsspezifisch trainieren werde. Zudem bin ich natürlich weiterhin für die erste Mannschaft im Hintergrund tätig und kümmere mich mit meinem Kollegen Lutz Hoffmann um den Spielbetrieb der ersten Mannschaft.
Gibt es schon einen Nachfolger für Dich? Meiner Meinung braucht er auf alle Fälle Erfahrung in der 2. Bundesliga.
Den gibt es bereits. Wenn vertraglich alles unter Dach und Fach ist, werden wir ihn selbstverständlich vorstellen. Ich stimme Dir zu, dass ein gewisses Maß an Erfahrung immer von Vorteil ist. Viel wichtiger jedoch ist mir, dass er zu einer jungen Mannschaft passt und mit dieser arbeiten will. Er muss Lust haben Spieler zu entwickeln, da wir einen ziemlich jungen Kader haben werden und natürlich weiterhin junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs integrieren wollen.
Nimmt Dein Nachfolger jetzt schon bestimmenden Einfluss auf die Bildung des Kaders für die nächste Saison?
Natürlich beschäftigen wir uns derzeit schon intensiv mit dem neuen Kader und stehen in ständigem Kontakt. Man darf jedoch nicht vergessen, dass bis zum ersten Spiel in der 2. Bundesliga noch ein knappes halbes Jahr Zeit ist.
Wer führt bis dahin die Gespräche mit den Spielern?
Bis dahin bin ich das aufgrund meiner Funktion als Sportlicher Leiter.
Gibt es von Spielern schon Zusagen für die nächste Saison?
Es gibt sowohl mündliche Zusagen als natürlich auch Absagen aufgrund sich verändernder Lebensumstände oder des hohen Aufwandes in der 2. Bundesliga.
Nun zum Rückblick auf die abgeschlossene erfolgreiche Saison. Wie fällt Deine Bewertung der Drittliga-Saison 2015/16 aus?
Pauschal betrachtet kann man natürlich nur von einem vollen Erfolg sprechen. Wir haben lediglich ein Spiel verloren und führen die Tabelle mit großem Vorsprung an. Allerdings führte dieser große Vorsprung auch dazu, dass die Saison in den Köpfen einiger schon sehr früh beendet wurde. Die Motivation dann noch hochzuhalten, ist fast unmöglich. Man darf dabei nicht vergessen, dass es sich für die Jungs nicht um bezahlte Arbeit handelt sondern um ein zeitaufwendiges und anstrengendes Hobby. Das ist allerdings ein „Problem“, wofür mich andere Trainerkollegen sicher beneiden.
Worin lagen die wesentlichen Unterschiede zwischen der Konkurrenz und Euch?
Zum einen haben wir natürlich gute Individualisten in unserem Team. Allerdings gab es auch Mannschaften, die von unserer Leistungsspitze nicht so weit entfernt waren. Unser wesentlicher Vorteil war jedoch, dass wir auch an schlechten Tagen noch ein ordentliches Niveau halten konnten. Durch unsere Kaderbreite waren wir zudem immer in der Lage, Spieler wie Eric Grosche oder Hannes Müller zu ersetzen, wenn diese nicht dabei waren, ohne einen Leistungseinbruch hinnehmen zu müssen.
Was waren für Dich besondere Highlights der Saison?
Für mich ist jedes Heimspiel ein Highlight. Natürlich war die Freude besonders groß auf das Derby gegen Zschopau mit anschließender Party in der Halle und vielen Zuschauern.
Und worüber hast Du Dich geärgert?
Eigentlich müsste jetzt wohl unser Spiel gegen Deggendorf erwähnt werden. Allerdings war unser Gegner an diesem Tag einfach richtig gut und hat wenig Fehler gemacht. Vielmehr hat mich die Arbeitsweise der letzten zwei Monate gestört, seitdem feststeht, dass wir nicht mehr einzuholen sind. Aber wie schon gesagt, ist das wohl „Jammern auf hohem Niveau“.
Du hast in dieser Saison mehreren Jugendspielern Einsatzmöglichkeiten in Deiner Mannschaft gegeben. Wie haben die Jungs diese Chance genutzt? Möchtest Du hier jemand besonders hervorheben?
Ich denke, dass alle Jugendspieler je nach ihren Möglichkeiten auch alles gegeben haben. Hier jemanden besonders hervorheben möchte ich deswegen nicht. Mit etwas weniger Pech durch Verletzungen oder ohne Abi-Lernstress wäre sicher bei dem einen oder anderen mehr möglich gewesen. Im Resultat sieht man deutlich, dass die Jugendspieler mit der höchsten Trainingsbeteiligung auch die größte Entwicklung vollzogen haben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Rolf Hiecke.