„Wir wollen einen neuen Angriff starten“
Sportdirektor Sven Dörendahl stellte sich im Interview der „Dresdner Neuesten Nachrichten“ (DNN) vom 25.4.17 den Fragen zur abgelaufenen Saison und wie es beim VC Dresden weiter geht.
In der Badischen Zeitung werden in einem Spielbericht unter der Überschrift „Sieg über Freiburg verhilft Leipzig zum Klassenerhalt“ einige Details zum überraschenden 3:1-Erfolg der L.E. Volleys gegen die Breisgauer veröffentlicht. So reisten die Gäste ohne ihren Spielertrainer Wolfgang Beck an und „experimentierten“ gleich auf mehreren Positionen. Zudem erklärte Interimscoach Jakob Schönhagen, dass sich Leipzig völlig zu Recht den Klassenerhalt gesichert habe und in diese Liga gehöre. Welche Gefühle weckt dieser Artikel bei Ihnen?
Da ist einiges sehr ungünstig formuliert und könnte Raum für Vermutungen bieten. Mag sein, dass da ein fader Beigeschmack bleibt. Auch die Mainzer haben nach einer vierwöchigen Spielpause gegen Grafing wahrscheinlich nicht noch einmal hundert Prozent Leistung abrufen können. Das ist sicher alles sehr bitter für uns. Aber Spekulationen hin oder her – dass wir überhaupt in eine solche Situation kommen konnten, ist unsere eigene Schuld.
Hätten Sie vor der Saison vermutet, dass man mit 10 Siegen und 31 Punkten absteigen könnte?
Nein, keinesfalls. In den letzten Jahren reichten um die zwanzig Punkte jeweils zum Klassenverbleib. Diese Saison verlief sehr extrem, einige Mannschaften hatten eine schwierige Anfangsphase oder Verletzungsausfälle, kamen dann aber später in Schwung. Alles wurde unheimlich eng. Wir haben in einigen anderen Spielen Sätze liegenlassen, die uns am Ende fehlten.
Lag es daran, dass der VC mit so einer jungen Mannschaft antrat oder wo sehen Sie eventuell die Ursachen?
Ich denke, dass man es trotz allem mit einer solchen Mannschaft schaffen kann, auch wenn es schwierig ist. Wir müssen jetzt alles genau analysieren. Ich denke, dass wir leistungsmäßig in der Rückrunde nicht das gezeigt haben, was man erhofft hat. Da müssen wir alle in uns gehen und feststellen, dass wir an der einen oder anderen Stelle nicht einhundert Prozent gegeben haben. Da muss Klartext geredet werden, damit wir es in der neuen Saison besser machen können.
Werden Sie gemeinsam mit Marco Donat, der noch einen laufenden Vertrag besitzt, alle Spieler halten können?
Natürlich ist uns klar, dass dies schwierig werden könnte. Denn unsere finanziellen Mittel sind leider nach wie vor begrenzt und neue Sponsoren zu finden, hat sich trotz unseres Projektes als schwierig erwiesen. Da kann ich also nur an die Ehre der Jungs appellieren, dass wir den sofortigen Wiederaufstieg schaffen wollen.
Welche Schwierigkeiten meinen Sie hinsichtlich des Projektes?
Viele Leute wollen immer einheimische Spieler, möglichst Eigengewächse sehen. Nun haben wir das zu unserem Projekt gemacht, aber die Sponsoren rennen uns keinesfalls die Türen ein. Wollen wir aber Talente wie zum Beispiel Lukas Maase auf längere Sicht bei uns halten, brauchen wir mehr Geld. Man hat schon in der Saison gesehen, dass der eine oder andere Begehrlichkeiten bei den Konkurrenten weckt. Da bin ich schon etwas enttäuscht, dass nicht mehr Unterstützer unseren Weg honorieren. Sicher müssen wir da aber auch noch selbst mehr aktiv werden.
Gibt es schon feststehende Abgänge?
Nur Klaus Kunert, der seine Laufbahn beenden will. Allerdings liebäugelt dazu Richard Peemüller mit der Konzentration auf Beachvolleyball, würde dann eventuell in Richtung Stuttgart abwandern.
Wie geht es mit dem VC weiter, welche positiven Dinge nehmen Sie aus dieser Zweitliga-Saison mit?
Wir haben so viel aufgebaut, zum Beispiel weiter in unser Nachwuchsleistungszentrum investiert, das soll auch so bleiben. Zudem konnten wir die Strukturen weiterentwickeln, eine Geschäftsstelle eröffnen, einen Teammanager installieren. Auf diesem Weg wollen wir weitermachen, aber nichts zurückschrauben, sondern ganz im Gegenteil. Wir wollen einen festen Physiotherapeuten holen, den Trainingsumfang sogar erhöhen. Wir wollen nach vorn schauen und einen neuen Angriff auf die zweite Liga starten.
Das Interview führte Astrid Hofmann.