20 Jahre VC Dresden – Teil 5

3. Liga | 25.06.2016

Der 5. Teil der Übersicht führt uns in die Zeit, in der der VCD in der 1. Bundesliga spielte.

2012 – 2015: 1. Bundesliga
Für den Erhalt der Erstliga-Lizenz waren größere kommerzielle und organisatorische Veränderungen notwendig. So musste eine Spielbetriebs-GmbH gegründet werden, die für alle Fragen im Zusammenhang mit dem Spielbetrieb verantwortlich war, z. B. Verträge mit Spielern und Trainern, Organisation der Heim- und Auswärtsspiele, Beschaffung der finanziellen und organisatorischen Mittel zur Absicherung des Spielbetriebes. Der Verein selbst war der Lizenznehmer.

Da das finanzielle Budget des Neulings merklich unter dem Durchschnitt der Erstliga-Vereine lag, war an eine signifikante Verstärkung des Mannschaftskaders in der Saison 2012/13 nicht zu denken. Das von Trainer Sven Dörendahl betreute Team war in Deutschlands Eliteliga erst einmal der „Lehrling“. Das beeindruckte dem VC-Coach aber nicht sonderlich, zumal der Spielplan mit einer Hauptrunde und anschließenden Play-Off-Runden dem Neuling durchaus entgegen kam. Die Hauptrunde nutzte der erfahrene Trainer deshalb zur Gewöhnung seines Teams an die bedeutend höheren Anforderungen der 1. Liga, um mit Beginn der Play-Off’s in bester Form zu sein.

Die erste Pre-Play-Off-Runde führte den Tabellensiebenten CV Mitteldeutschland und den Tabellenletzten (10.) VC Dresden zusammen. Zu aller Überraschung besiegten die von ihrem Trainer bestens eingestellten Dresdner im Auswärtsspiel den Favoriten mit 3:1. Vor einer begeisterten Rekordkulisse von 1410 Zuschauern, darunter mit der Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz und dem Präsident des SSVB Wolfgang Söllner hohe Prominenz, ließen die VC-Männer auch im Rückspiel in der Margon Arena nichts anbrennen und gewannen wieder mit 3:1. Den Matchballt zum 25:18 im vierten Satz setzte Philipp Collin mit einem erfolgreichen Block. Am Ende hatte sich die bessere Taktik der Elbestädter durchgesetzt.

In der folgenden Play-Off-Runde gegen den amtierenden Meister BR Volleys war der Neuling erwartungsgemäß chancenlos, aber über den abschließenden 8. Platz, der den Klassenerhalt bedeutete, durchaus sehr zufrieden, wobei das Hinspiel in der Berliner Max-Schmeling-Halle vor der imposanten Kulisse von über 5000 Zuschauern stattfand.

Im Sommer 2013 rief Sven Dörendahl Bundestrainer Vital Heynen an und empfahl ihm seinen talentierten Mittelblocker Philipp Collin. Der Bundestrainer lud den VC-Spieler zu einem Trainingslehrgang der Nationalmannschaft ein, fand Dörendahl`s Empfehlung berechtigt und ernannte den VC-Mittelblocker zum Nationalspieler. Voraussetzung dafür war allerdings ein Wechsel zu einem großen ausländischen Club, um internationale Erfahrung zu sammeln. Der 2,04 m-Riese wechselte aus Elbflorenz zum französischen Erstligisten Tours VB, bei dem er auch heute noch unter Vertrag steht. Indessen hat er bereits 49 Länderspiele absolviert.

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Foto: Conny Kurth/DVV

Für das zweite Jahr (Saison 2013/14) in der 1. Bundesliga stand Sven Dörendahl nicht mehr als Trainer zur Verfügung. Als neue Trainerin wurde Sylvia Roll vorgestellt. Mit 253 Länderspielen, mehreren Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften sowie Olympischen Spielen ist sie die erfolgreichste deutsche Volleyballspielerin. Zuletzt trainierte sie die Männer der VSG Lüneburg  (2. Bundesliga Nord), die in der voran gegangenen Saison den frisch gebackenen Erstligisten VC Dresden aus dem DVV-Pokal geworfen hatten. Mit zwei Siegen, u.a. in Moers, war sie mit den VC-Männern, die im Vergleich zur Konkurrenz auch diesmal wieder mit einem sehr schmalen Etat auskommen mussten,  gut in die Saison gestartet. Allerdings ergaben sich bald unüberwindbare Meinungsdifferenzen mit einem Teil der Mannschaft – und wie meist in solchen Fällen ist der Trainer das schwächste Glied in dieser Kette und muss gehen. So war es auch hier. Das neue Trainergespann wurde Pretscheck/Dörendahl mit Co-Trainer Stefan Thormeyer. Ihnen gelang allerdings kein weiterer Sieg, so dass die Mannschaft den letzten Platz belegte. Weil RWE Volleys Bottrop aus finanziellen Gründen im Laufe der Saison ausschied, blieb der VC Dresden weiterhin in Deutschlands Eliteliga.

Für die Saison 2014/15 wurde Zoran Nikolic als neuer Trainer vorgestellt. Aus seiner Zeit in Leipzig verfügte er über ausreichende Erfahrung in der 1. Bundesliga.  Mit ihm kamen noch drei junge Spieler aus Serbien. Die Vorbereitungsphase des neuen Teams war hoffnungsvoll, aber in der Meisterschaft lief es dann nicht so erfolgreich wie erwartet, so dass die Mannschaft wieder am Tabellenende lag. Außerdem konnten Differenzen zwischen dem Verein und der Spielbetriebs GmbH über die Verlängerung des Lizenzüberlassungsvertrages  von den Vertragspartnern nicht beseitigt werden. Das führte zur Verunsicherung von wichtigen Sponsoren, die ihre Verträge und damit auch die verbundenen Zahlungen kündigten. Im Ergebnis dessen musste die Spielbetriebs GmbH im Dezember 2014 Insolvenz anmelden. Das führte automatisch zum Ausschluss der Mannschaft aus dem Spielbetrieb der 1. Bundesliga – ein trauriger Tag für den Dresdner Volleyball.
Gemäß Lizenzstatut wurde dafür eine Strafgebühr von 32.000 € fällig, die der Verein zu zahlen hatte und die für ihn eine hohe finanzielle Belastung darstellte. Durch kluge, verantwortungsbewusste  Entscheidungen verhinderte der VC-Vorstand einen größeren Schaden für den Verein und im Besonderen für seinen erfolgreichen Nachwuchsbereich.

Rolf Hiecke